WienBox: Offenes Netzwerk von Paketboxen für alle

Das von den Wiener Stadtwerken initiierte Pilotprojekt WienBox, das mehrere Betreiber offener Umschlagsboxen vereint, wurde im ersten Jahr gut angenommen und wird 2022 fortgeführt. Eine Studie der FH des BFI Wien bestätigt, dass offene Paketboxen-Systeme als innovative Lösung der „Last Mile“-Problematik weltweit auf dem Vormarsch sind. Mit dem Projekt WienBox sind die Wiener Stadtwerke ganz vorn dabei.

Eine WienBox in der Wiener Lorystraße
Eine der ersten WienBoxen in der Wiener Lorystraße

WienBox ist ein offenes Netzwerk von Paketboxen in Wien und Umgebung („White Label-Boxen“). Nach der Installation der ersten zehn WienBox-Stationen an Standorten der Wiener Stadtwerke im laufenden Jahr werden im Jahr 2022 mindestens 20 weitere eröffnet. Mit derzeit in Summe über 240 Standorten und knapp 10.000 Fächern in Wien und Umgebung befindet sich für immer mehr KundInnen die nächste WienBox gleich ums Eck. 

Entlastung für die Umwelt, Nutzen für KundInnen

Das ist auch gut für die Umwelt: Durch ein flächendeckendes offenes System, das für alle zugänglich ist, können bis zu 40 Prozent der Emissionen in der Hauszustellung vermieden werden. Dabei ist es aus Sicht der öffentlichen Hand besonders wichtig, dass es sich um offene Systeme handelt, weiß Projektverantwortliche Monika Unterholzner (Wiener Lokalbahnen): „Nur wenn sie von allen im Umfeld genutzt werden können, besonders auch von lokalen Händlern und Dienstleistern, können wir die gewünschte Entlastung für Umwelt und den Nutzen für die KundInnen schaffen.“

Großes Potential für die letzte Meile

Durch die Covid-Pandemie, den Lockdown und damit einhergehenden Schließungen ist das Versandvolumen alleine im Jahr 2020 um 17 Prozent gestiegen – 260 Millionen Pakete wurden verschickt. Dabei arbeiten die Zustelldienste derzeit ohnehin an ihren Kapazitätsgrenzen.

„Ein flächendeckendes System von White Label-Paketboxen hilft, Zustelldienste durch verkürzte Lieferzeiten zu entlasten. Besonders die letzte Meile ist wegen der Hauszustellung zeitintensiv und belastend für den Verkehr in der Stadt und hier hat die WienBox ein großes Potential“, sagt der Rektor der FH des BFI Wien, Andreas Breinbauer, der das Projekt WienBox wissenschaftlich begleitet und jüngst eine Studie zu Verbreitung und Erfolgskriterien von Paket- und Umschlagboxen veröffentlicht hat.

Die Studie zur WienBox

Die Originalstudie ist online abrufbar. Sie wurde im Rahmen des Projekts „Wien - Out of the Box“ erstellt, finanziert durch die Wiener Stadtwerke, geleitet und koordiniert von den Wiener Lokalbahnen.

Studie aufrufen

Boxensysteme zeigen weltweit starkes Wachstum

Die Studie der FH des BFI Wien untersuchte die weltweite Verbreitung, die Erfolgsfaktoren und Best Practice-Beispiele. Seit ein paar Jahren boomen Paket- und Umschlagsboxen, mit jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Während in den USA private und geschlossene Anbieter („Amazon“) dominieren, kommen in Europa und Asien zunehmend betreiberunabhängige Boxensysteme zur Aufstellung.

In 28 Ländern mit 560 Mio. BürgerInnen gibt es aktuell 62.886 Locker, 724 davon in Österreich. Die Lockerdichte (Boxen/10.000 Ew.) ist in Estland mit 9,33 am höchsten, Österreich liegt mit 0,81 unter dem EU-Durchschnitt (1,12), allerdings mit stark steigender Tendenz.

Standort als wichtigster Erfolgsfaktor für Boxen

Die Studie identifiziert vier wichtige Erfolgsfaktoren für Paket- und Umschlagsboxen: Standort, Kosten, Kund*innenzufriedenheit und Umwelt. Der wichtigste Faktor ist dabei die Wahl des Standortes. Das Emissionseinsparungspotenzial (im urbanen Kontext) durch gut aufgestellte Boxen kann maximal bis zu 66 Prozent, im Durchschnitt zwischen 35 und 40 Prozent betragen.

Haben sie die Wahl, entscheiden sich Kund*innen für die nachhaltige Zustellungsoption. Jüngere Bevölkerungsschichten sind sogar bereit, mehr für den Lieferservice zu bezahlen, wenn es sich um eine umweltfreundlichere Paket- und Umschlagsboxen-Serviceart handelt.

Zustellfirmen sparen sich durch kürzere Lieferwege bis 24 Prozent und durch Zeitersparnis bis zu 50 Prozent der Kosten, weil bei White Label-Boxen der erste Zustellversuch fast immer erfolgreich ist. Auch können ungleich mehr Pakete zugestellt werden als bei der herkömmlichen Hauszustellung (bis zu 600 statt 60).

Online-Handel boomt, offene Systeme besonders gefragt

Der Anteil des Online Handels am gesamten (Einzelhandels-)Umsatz nimmt seit Jahren weltweit stark zu, die Covid-Krise hat diese Entwicklung nur noch weiter beschleunigt. In der EU soll sich der Anteil des Online-Handels bis zum Jahr 2023 von heute 15 Prozent auf 30 Prozent verdoppeln, in China beträgt bereits heute dieser Anteil über 50 Prozent.

Die Nachfrage nach offenen Systemen steigt mit dem Angebot und entlastet Zustelldienste sowie Kundinnen und Kunden. Mit der WienBox können die Zusteller ihre Route einfacher planen und erreichen mehrere Haushalte, ohne direkt zur Haustüre gehen zu müssen. KundInnen müssen bei der Anlieferung von Paketen zur Zustellung nicht zu Hause erreichbar sein, sondern können das Paket in der nächsten WienBox abholen. Zustelldienste müssen nicht die Haustüren abklappern, sondern können unkompliziert mehrere Pakete an einem Standort abgeben. Das erspart Zeit und entlastet den Verkehr.

Lokaler Handel profitiert – aber auch Private

Besonders der lokale Handel kann von einem flächendeckenden System profitieren. Das WienBox-System bietet eine Infrastruktur, die eine unkomplizierte Übergabe von Waren ermöglicht – und das rund um die Uhr. Zwischen Mai und Oktober sind die White Label Paketboxen in Wien und Niederösterreich um 24 Prozent gewachsen. Das WienBox-System umfasst mittlerweile 7 Partner im Netzwerk (A1, MYFLEXBOX, Renz, ROSY’S, Storebox, Tamburi, Variocube).