Wiener Stadtwerke investieren „Raus aus Gas“

Die Wiener Stadtwerke-Gruppe hat am Mittwoch ihre Bilanz für das Jahr 2021 präsentiert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz blickten Stadtrat Peter Hanke und die Generaldirektoren Martin Krajcsir und Peter Weinelt auf ein wirtschaftlich gutes Jahr mit stark gestiegenem Umsatz zurück. Vorgestellt wurde auch das Investitionsprogramm der Gruppe.

Stadtrat Peter Hanke und die Generaldirektoren Martin Krajcsir und Peter Weinelt
Pressekonferenz zur Wiener Stadtwerke-Bilanz 2021
In einer gemeinsamen Pressekonferenz zogen Stadtrat Peter Hanke (Mitte) und die Generaldirektoren Martin Krajcsir (rechts) und Peter Weinelt Bilanz.

Ein Umsatzplus von 37% auf 4,3 Mrd. Euro, ein bereinigter Jahresüberschuss auf Vorjahresniveau von 282 Mio. Euro, eine im Jahresabstand um 1,3%-Punkte gestiegene Eigenkapitalquote von 37,5% und höhere Investitionen in Sachanlagen (818 Mio. Euro) – die Wiener Stadtwerke-Gruppe bilanzierte am Mittwoch sehr positiv.

Tempo machen für ein klimaneutrales Wien

Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf dem Energiemarkt sagte Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Generaldirektoren der Wiener Stadtwerke-Gruppe, Martin Krajcsir und Peter Weinelt: „Das Ziel ist klar: Wir wollen raus aus Gas. Die Wiener Stadtwerke haben die Weichen rechtzeitig gestellt und müssen jetzt noch mehr Tempo machen, damit Wien so rasch wie möglich klimaneutral wird. Fossile Brennstoffe müssen der Vergangenheit angehören. Dafür brauchen wir den richtigen Rahmen, national wie auf EU-Ebene.“

Peter Hanke ging auch auf die steigenden Energiepreise ein: „Wir sind in dieser schwierigen Situation für die Wienerinnen und Wiener da, und wir werden niemanden im Regen stehen lassen.“ Hanke könne sich eine Ausweitung der Wiener Energieunterstützung Plus vorstellen, wenn der Bund mitziehe. Wo die Stadt direkten Zugriff habe, sorge sie für stabile Preise und ein international beneidetes Angebot, verwies der Stadtrat auf die 365€-Jahreskarte für die Wiener Öffis.

Garant für Versorgungssicherheit, Ermöglicher der Klimawende

Generaldirektor Krajcsir: „Unterm Strich hat die Gruppe sehr gut gewirtschaftet. Unsere solide Bilanz schafft die Basis, die Wiener Stadtwerke als Ermöglicher der Klimawende, als Garant für Versorgungssicherheit und Lebensqualität in der Stadt aufzustellen.“

Generaldirektor-Stv. Weinelt: „Raus aus den fossilen Energieträgern sind wir dem Planeten schuldig. Wir wollen aber auch Versorgungssicherheit und möglichst stabile Preise. Um ans Ziel zu kommen, brauchen wir Alternativen wie grünen Wasserstoff, Tiefen-Geothermie, große Wärmepumpen und erneuerbaren Strom. Genau dort setzen wir an.“

Volatiler Energiemarkt stark spürbar

Die Bilanzsumme der Wiener Stadtwerke Gruppe stieg 2021 um 47% auf 20,4 Mrd. Euro. Grund für den starken Anstieg sind die hohen Bewertungen der Anteile an Verbund und EVN sowie das veränderte Marktumfeld für die energiewirtschaftlichen Sicherungsgeschäfte. Das gesamte langfristige Vermögen stieg um 27% auf 15,6 Mrd. Euro. Das Eigenkapital kletterte im Stichtagsvergleich um +52% auf 7,6 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich damit auf 37,5%. Der volatile Energiemarkt ist in den Kennzahlen für 2021 bereits stark spürbar, ein Trend, der sich 2022 fortsetzen wird.

Die Wiener Stadtwerke investierten im Jahr 2021 in Summe rund eine Mrd. Euro. Mit Investitionen in Sachanlagen und Immateriellen Vermögenswerten in Höhe von 818 Mio. Euro wurde der überwiegende Teil der Mittel in die Mobilität, die Energie, in Digitalisierung und vor allem in die Nachhaltigkeit der Stadt gepumpt. Stadtrat Hanke: „Wir investieren in das Jahrhundertprojekt U2xU5, in den Ausbau erneuerbarer Energien, in Erhalt und Verbesserung der Leitnetze. Die Wiener Stadtwerke haben mit dem ambitionierten Ziel ‚Klimaneutralität bis 2040‘ viel vor.“

Investitionen bis 2026 zu 91% klimafördernd

Raus aus dem Gas, beschleunigt in die Klimawende. Das Investitionsprogramm der Wiener Stadtwerke für die Jahre 2022 bis 2026 sieht 6,2 Milliarden Euro vor. 91 Prozent dieser Investitionen sind klimafördernd und helfen, Emissionen zu reduzieren. Über drei Mrd. Euro fließen in Infrastrukturprojekte der Wiener Linien, unter anderem in das Jahrhundertprojekt U2xU5.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Ausbau Erneuerbarer Energien. „Besonders große Hoffnung haben wir im Bereich der Tiefen-Geothermie. 3.000 Meter unter Wien schlummert ein riesiges Heißwasservorkommen, mit dem bis zu 125.000 Haushalte in Wien beheizt werden könnten.“ Beim grünen Wasserstoff hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, als Klimaschutzkonzern die gesamte Wertschöpfungskette abzubilden, ergänzte Krajcsir: „Produktion, Transport, Vertankung und Nutzung von grünem Wasserstoff – bei uns gibt es alles aus einer Hand.“

Gemeinsam die Klimawende wahr machen

Weinelt verwies abschließend auf die Anstrengungen, die besten Hände und Köpfe für die hoch gesteckten Ziele zu rekrutieren. In den nächsten Jahren verlässt ein Drittel der Mitarbeiter*innen den Konzern, entsprechend zentral sei die Arbeitgeber-Positionierung. Die Wiener Stadtwerke sind der richtige Arbeitgeber für alle, die sich mit Herz und Hirn für Wiens Klimazukunft einsetzen. Das beginnt bei den Lehrlingen. 460 werden aktuell bei den Stadtwerken ausgebildet, im Herbst starten mit 175 Neuen so viele Lehrlinge wie noch nie. Der Anteil der Mädchen in technischen Berufen liegt inzwischen bei beachtenswerten 27%.